Die Präsidentinnen

Fäkaliendrama von Werner Schwab


Fotos: © Stefan Hawlitschka

Verstopfte Klosetts mit der bloßen Hand zu reinigen, das ist das Glück von Mariedl, die immer eine „Nächstenliebe auf dem Laufenden“ hält. Sie ist eine von drei Frauen, die sich zur Fernsehübertragung der Papstmesse treffen und sich zunächst über ihre Alltagssorgen wie die vermeintlich missratenen Kinder austauschen, bis sie einen handgreiflichen Streit beginnen.

Nach der Versöhnung träumen sich die Drei in eine Fantasiewelt, um ihrer erbärmlichen realen Welt zu entfliehen. Die frömmelnde Erna, Besitzerin einer Pelzhaube von der Mülldeponie träumt von einer Verheiratung mit dem Metzger Wottila, durch die sie ihren gesellschaftlichen Status zu heben hofft. Ihre kleinbürgerliche Welt ist geprägt von Bigotterie und Sparsamkeit.

Die frivole Grete ist da ganz anders: Immerhin war sie zweimal verheiratet und hat dem “Geschlechtlichen” noch nicht abgeschworen, wenn sie sich in brünstige Wunschvorstellungen mit dem Musiker Freddy hineinsteigert. Und die fäkalienbesessene, bizarr religiöse Mariedl reinigt unentwegt verstopfte Aborte.

Es geht in dem Stück um die Flucht aus einer erbärmlichen Wirklichkeit in eine schöne imaginäre Welt. Damit entfliehen die Präsidentinnen aus ihrer Außenwelt und können so ihre Lebenslügen und Illusionen aufrechterhalten, bis am Ende Mariedl die Lügengebäude von Grete und Erna niederreißt.

Eine überreiche, wahnwitzige, barocke Kunstsprache zwischen den Polen Fäkalien und Schmutz einerseits sowie absurder christlicher Symbolik andererseits speist sich aus den Niederungen des Lebens und überwältigt durch ihre Kraft und durch ihre Komik.

Es spielen: Frauke Dörsing / Christiane Handke / Angelika Isernhagen
Axel Schmidt / Jutta Hoever / Zeynep Sarikaya / Birgit Völker

Inszenierung: Sophie Starke
Musik gespielt von der Blaskapelle Anton Thoma, München
Premiere: 15.11.2013. Theater im Hof, Köln

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